Vorwort des Planers und Stifters
Aufgabe des Bauvorhabens
Das Bauvorhaben hat sich zur Aufgabe gestellt, Menschen unterschiedlicher Berufe, Alters sowie sozialer Schichtungen an einem Ort zusammenzuführen, die eines verbindet:
Die Erfahrung innerer Stille ganz im Sinne von Meister Eckhart, der die Menschen aufforderte, das „Fünklein in der Seele“ zu suchen, den Punkt unmanifesten Seins, der tief im Inneren des menschlichen Bewusstseins verborgen liegt und alle Menschen an ihrer Quelle miteinander verbindet.
Das gesellschaftliche Umfeld
Der Entwurf zieht sich aus der Fortsetzung der Vergangenheit zurück und bricht mit dem Konzept der Blockrandbebauung durch die Bildung einer Zentralanlage. Die Gesellschaftswissenschaften beklagen heute eine „World of disor-der“ und bemühen sich eine neue Maxime des Handelns zu finden. Es breitet sich die Erkenntnis aus, dass Gewinn und Profitmaximierung zu Lasten unserer Umwelt, die Menschen an eine Grenze geführt haben, die keine Überschreitung mehr duldet. Dies ruft die Sozialwissenschaften und mit ihr den Stadtumbau und die Architektur auf den Plan. Wie wollen wir miteinander leben? Wie ordnen wir uns der Natur unter, um unser Überleben zu sichern? Gesucht werden neue Maxime des Handelns.
Entwicklungsziele
Die Entwicklungsziele der Menschen, Erziehung und Bildung, Fortschritt und Zukunftsvisionen müssen – so scheint es – neu definiert werden. Gibt es eine gemeinsame Basis, die alle Menschen vereint, einen geistigen Mittelpunkt, ein Mental, das die Natur in der Tiefe des menschlichen Bewusstseins verankert hat und das alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Veranlagung und Neigung, verbindet und den Menschen in die gegebene Naturgesetzlichkeit zurückführt?
Unterstützung durch die Wissenschaft
Die moderne Physik hat das vereinheitlichte Feld aller Naturkräfte definiert und längst klargestellt, dass das Manifeste, d. h. die Materie, letztlich nur in unserer Sinneswahrnehmung existiert. Die Partikel, die einen Atomkern bilden, sind nur Schwingungszustände von minimalster Lebensdauer.
Welche Existenz liegt dem Existierenden zu Grunde?
Die Existenzfrage unseres Sichtbaren Universums kann nur im eigenen Bewusstsein, in der bewussten Erfahrung des Seins in einer subjektiven Forschung beantwortet werden.
Die Klärung der Existenzfrage ist eine Herausforderung an alle Gesellschaften und Individuen und wird daher in den Mittelpunkt der baulichen Anlage in Form eines Meditationszentrums gestellt, einer Halle der Stille, als eine Res-source des subjektiven Wissens auf der Erfahrungsebene, aus der sich alle menschliche Aktivität speist.
Der Anspruch an die Architektur
Die Architektur hat den hohen Anspruch diesem außerordentlichen Bestreben einen sichtbaren Ausdruck in einer zentral orientierten Architektur zu verleihen, die das Geistige, die Selbstverwirklichung durch die Erfahrung der Transzendenz in den Mittelpunkt stellt. Die Architektur ist ein Bekenntnis zur Transzendentalen Meditation, zu einer geistigen Technik zur Entfaltung des vollen menschlichen Bewusstseinspotentials, aus dessen Erfahrung alle Aktivitäten in geordneter Weise hervorgehen im Einklang mit den Naturgesetzen, deren Ur-sprung gleichermaßen im Unmanifestierten liegen.
Die bauliche Anlage strebt nicht weniger an, als den Menschen zu seiner Bestimmung zurückzuführen oder – etwas bescheidener – wenigstens solchen Menschen eine Heimat und Schutzraum zu liefern, die die oben erläuterten Ziele der Selbstverwirklichung anstreben. Die strenge Geometrie der Baukörperordnung ist Ausdruck dieses universellen Anspruchs.
Die Architektur
Gebaut wird nach den Regeln des Maharishi Sthapatya-Veda: Vastu. Dieses Bauen im Einklang mit den universellen Naturgesetzen sichert Fortschritt, Wohlbefinden und Glück für alle Bewohner und Besucher. Die universelle Ordnung strahlt von dort auf die gesamte Umgebung ab. Geplant ist eine Bauweise mit vorbereiteten Durchbrüchen zwischen den Appartements, um diese auch zu größeren Wohneinheiten zu vereinen – also flexible Raumfolgen zu ermöglichen, die dem natürlichen Wachstumsprozess der Lebensphasen Rechnung tragen.
Die Idee ist ein generationenübergreifendes Wohnen zu bieten, für alle Alters- und Vermögensklassen.
Das Ziel ist, Menschen aller „Couleur“ – also aller Lebenswege, unabhängig von ihrer staatlichen und gesellschaftlichen Herkunft zu beheimaten.
Erfurt
Die Stifter der baulichen Maßnahme haben den Standort Erfurt gewählt als geometrischen Mittelpunkt von Deutschland. Thüringen war geschichtlich gesehen Ausgangspunkt größter Reformbewegungen wie der Reformation, der Weimarer Klassik, der Weimarer Republik oder in den bildenden Künsten und der Architektur, dem Bauhaus. Für die Industrie ist Carl Zeiss und die optischen Werke in Jena zu nennen. Johann Sebastian Bach hat in Eisenach mit der Fuge die Musik seiner Zeit bis heute geprägt. Thüringen ist ein Ort der Zukunft.
Dr. -Ing. Helmut Köster, Dipl.-Ing. Architekt